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Klagen des Ipuwer


Die Türhüter sagen: "Lasst uns gehen und plündern!",
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Der Wäscher weigert sich, seine Last zu tragen, die Vogelfänger stellen sich in Schlachtordnung auf, die Sumpfbewohner tragen Schilde, die Brauer sind im Aufruhr.
Der Vornehme geht in Trauer wegen dem, was in der Welt geschieht, während der Elende stolz einherschreitet; die Beduinen sind allerorten Ägypter geworden.
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Wahrlich, das Gesicht erbleicht, denn der Bogenschütze steht bereit; Verbrechen ist überall, denn es fehlt an Autorität.Wahrlich, Plünderer sind überall, und der Diener nimmt, was er findet. Wahrlich, der Nil bringt Flut, doch man pflügt nicht für ihn; alle sagen: "Wir wissen ja nicht, was in der Welt geschehen wird." Wahrlich, die Frauen sind unfruchtbar, man wird nicht mehr schwanger, nichts kann der Schöpfer mehr bilden, wegen des Zustands der Welt.
Wahrlich, die Bettler besitzen jetzt Reichtum; wer sich keine Sandalen leisten konnte, häuft Schätze auf.
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Wahrlich, die Herzen sind gewalttätig, Pest geht durch das Land, Blut ist überall, kein Mangel an Tod, und das Totenkleid meldet sich, bevor man ihm nahe kommt.
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Wahrlich, der Fluss ist Blut, und doch trinkt man von ihm; man schreckt vor den Leichen zurück und dürstet nach Wasser.Wahrlich, Tore, Säulen und Wände sind verbrannt, während die Halle des Palastes noch überdauert. Wahrlich, das Schiff der Südleute schwankt, die Städte sind zerstört, und Oberägypten ist zur leeren Wüste geworden.
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Wahrlich, Wüste ist durch die Welt hin ausgebreitet, die Gaue sind zerstört, und fremde Barbaren sind nach Ägypten gekommen.
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Wahrlich, Elephantine und Thinis, die oberägyptischen Gaue – sie liefern keine Abgaben mehr wegen des Aufruhrs. Es fehlt an Getreide, Holzkohle, Brennholz .....
Wozu dient ein Schatzhaus ohne seinen Inhalt? Froh ist ja das Herz des Königs, wenn Geschenke zu ihm kommen, aber jedes Fremdland sagt jetzt: "Alles gehört uns!" Was sollen wir dagegen tun? Alles geht zugrunde!
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Wahrlich, der Arme ist zum Rang der Götterneunheit gelangt, jene Vorschriften des "Dreißigerhauses" sind enthüllt. Wahrlich, das Große Gefängnis ist eine öffentliche Stätte, der Arme geht aus und ein in den Gerichtshöfen. Wahrlich, die Kinder der Großen sind auf die Straße geworfen. Der Wissende sagt: "So ist es", der Törichte sagt: "Nein", und erfreulich findet es nur der, der nichts begreift.
Seht doch, das Feuer will hoch auflodern, sein Brand fährt heraus gegen die Feinde des Landes! Seht doch, Dinge sind getan, die noch niemals geschahen – ein König ist fortgenommen (aus dem Grab?) vom Gesindel! Seht doch, der als Falke begraben war, ist gepackt, was die Pyramide verbarg, ist geleert worden! Seht doch, das Land wird arm gemacht an Königtum durch wenige Menschen, die keinen Plan haben.
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Seht, die Residenz ist voller Furcht, weil ein Herr mangelt, Aufruhr ist entstanden, ohne Einzugreifen! Seht, das Land hat sich mit Banden gefüllt, der Feige raubt die Habe des Tapferen.
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Seht, die Behörde des Landes ist durch die Welt verstreut, und der sie vertrieben hat, sitzt im Königspalast.
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Seht, die Großen des Landes irren umher und haben keine Aufgabe, weil es an allem fehlt!
Seht, kein Amt ist an seiner richtigen Stelle, wie eine verirrte Herde, die keinen Hirten hat.
Seht, das Vieh läuft dahin, niemand hütet es, jedermann holt sich davon und stempelt es auf seinen Namen. Seht, ein Mann wird erschlagen neben seinem Bruder, und der lässt ihn im Stich, um sich selber zu retten.
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Zelte stellen Sie auf wie die Wüstenbewohner.
Zerstört ist, dass die Gefolgsleute ausführen, was ihre Herren ihnen anvertrauen, denn sie haben keinen Respekt; sind es fünf Leute, dann sagen sie: "Geht doch auf dem Weg, den ihr kennt – wir sind gerade erst angelangt!" So weine denn Unterägypten!
Der königliche Speicher ist Gemeingut für jedermann, der ganze Königspalast ist von seinen Vorräten entleert.
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Vernichtet ist die herrliche Residenz, mit erfahrenen Behörden .....
Vernichtet ist jene herrliche Residenz, mit zahlreichen Gesetzen .....
Vernichtet ist jene herrliche Residenz, ..... man kann nicht widerstehen .....
Vernichtet ist jene herrliche Residenz, mit vielen Heiligtümern – wahrlich, .....
Gedenket einzutauchen ..... den Leidenden, wenn seine Glieder krank sind.
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Gedenket, Heiligtümer zu errichten, mit Weihrauch zu räuchern, aus dem Wasserkrug zu spenden am frühen Morgen. Gedenket der fetten Graugänse, der Bläßgänse und Enten, um Gottesopfer für die Götter darzubringen.
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Gedenket, Flaggenmasten aufzustellen und Opfertafeln zu meißeln und zu veranlassen, dass der Priester die Kulträume säubert, der Tempel weißgetüncht ist wie Milch, dazu den Duft der Opferkammern angenehm zu machen und die Opferbrote aufzustellen.
Gedenket, die Vorschriften zu bewahren und Daten einzuhalten, den entfernen, der unrein in das Priesteramt eingeführt wurde, denn so zu tun, ist töricht und bedeutet, das Herz zu strafen .....Tag, welcher der Ewigkeit gebietet, dieser Monat .....Gedenket, Ochsen zu schlachten .....Gedenket, ..... Graugänse auf die Flamme zu legen .....
Seht, weshalb sucht er Menschen zu schaffen, wenn der Scheue nicht vom Gewalttätigen unterschieden ist, so dass er Kühlung auf die Hitze brächte? Wohl sagt man: “Er ist ein Hirte für jedermann, keine Schlechtigkeit ist in seinem Herzen”, aber dürftig ist seine Herde, wenn er sie den Tag lang gehütet hat, denn hitzig sind ihre Herzen. O hätte er solch ihr Wesen erkannt im ersten Geschlecht, dann hätte er sie mit Unheil geschlagen und den Arm gegen sie ausgestreckt, hätte sein Vieh vernichtet und ihre Erben, wenn man noch gebären wollte! Verhärtung des Herzens ist entstanden, Bedrängnis ist auf allen Wegen. Es gibt keinen Lotsen zu ihrer Stunde - wo ist er denn heute? Schläft er etwa? Man sieht ja seine Macht nicht
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Jener ....., der den Umsturz bewirkt hat, seine Aussprüche sind es, die den Mund aller Leute füllen .....
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Du aber hast veranlasst, dass es so wurde, Lüge hast du gesprochen!
Die Welt ist verwildert, die Menschen sind zugrunde gerichtet, man wird nicht mehr unter die Lebenden gezählt. Alle diese Jahre über ist Streit, ein Mann wird sogar auf dem Dach seines Hauses erschlagen, während er wacht in seinem Grenzhaus. Nur wenn er tapfer ist, rettet er sich und bleibt so am Leben.
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O würdest du doch etwas von ihrem Elend empfinden, dann würdest du sprechen: "Leiden ....." Schön aber ist es, wenn die Schiffe stromauf segeln, wenn ..... sie nicht raubt.
Schön aber ist es, wenn das Netz eingezogen wird, wenn Vögel zusammengebunden werden .....Schön aber ist es, wenn die Hände der Menschen Pyramiden bauen, wenn Teiche gegraben und Baumgärten für die Götter angelegt werden. Schön aber ist es, wenn die Menschen trunken sind, wenn sie Met trinken und ihre Herzen froh sind.
Schön aber ist es, wenn der Mund voll Jauchzen ist, wenn die Dorfältesten dastehen und den Jubel aus ihren Häusern betrachten, gekleidet in feines Leinen .....
Schön aber ist es, wenn feinstes Leinen ausgebreitet ist am Neujahrstag .....
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Man kann niemand finden, der aufsteht und sie schützt .....,
jeder kämpft für seine Schwester und um sich selber zu schützen.
Wenn es Nubier sind, können wir uns selber schützen, die Kämpfer sind zahlreich genug, um die Bogenschützen abzuwehren. Sind es Libyer, dann treiben wir sie zurück, und die Nomaden sind schon im Frieden mit Ägypten. Wie aber kommt es, dass jeder seinen Bruder tötet?
Der Nachwuchs, den wir ausgehoben haben, ist zu Feinden geworden und ist dabei, zu zerstören. So kommt es, dass die Asiaten vom Zustand des Landes Kenntnis haben, während doch sonst alle Ausländer es fürchten.
Das Gefühl der Leute ist daher, man solle Ägypten nicht dem Wüstensand überliefern, denn siegreich ist es wegen seiner festen Grenzen .....



Papyrus Leiden I 344 (auch Ipuwer-Papyrus, The Admonitions of Ipuwer oder Klagen des Ipuwer)
https://de.wikipedia.org/wiki/Papyrus_Leiden_I_344


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sumerische Götter

Anunna : bezeichnet eine Gruppe von Göttern im mesopotamischen Pantheon. Später wird es manchmal verwendet, um die Götter der Unterwelt zu beschreiben (im Gegensatz zu den Göttern des Himmels, den Igigi ). Igigi / Igigu : Dieser semitische Begriff beschreibt eine Gruppe von möglicherweise sieben oder acht Göttern. Es ist wahrscheinlich, dass der Gott Marduk einer von ihnen war, aber die Gesamtmitgliedschaft in dieser Gruppe ist unklar und wahrscheinlich im Laufe der Zeit verändert. Greenstone- Zylinderdichtung des Schreibers Adda zeigt von links nach rechts: (Isimud), Enlil(?) oder Ninurta(?), Inanna mit Flügeln, Utu mit Schwert, Enki mit einem fließenden Strom voller Fische..  Enkis zweigesichtiger Minister Isimud steht zu seiner Rechten. Altakkadisch ca .2300-2200 BCE.  (BM 89115). © The Trustees of the British Museum. ----------------------------------- An :   Mesopotamischer Himmelsgott, eine der höchsten Gottheiten; bekannt als An in Sumerian und Anu in A

Die Lehre des Ptahhotep

Ptahhotep , auch Ptah-hotep , war ein altägyptischer Wesir und Stadtverwalter, der gegen Ende des Alten Reichs gelebt und unter Isesi, dem vorletzten Pharao der 5. Dynastie, amtiert hat. Er war in späterer Zeit Verfasser von insgesamt 37 Lebensmaximen, die als die älteste vollständig erhaltene Weisheitslehre gelten und ihm den Beinamen Der Weise einbrachten. ( wiki ) Der " Papyrus Prisse " in hieratischer Schrift zählt zur altägyptischen Literatur und enthält zwei Lehren, die als Weisheits- oder Lebenslehren bezeichnet werden: die Lehre für Kagemni, davon jedoch nur das Ende, und die Lehre des Ptahhotep , auch Maxime des Ptahhotep genannt. Er datiert vermutlich in die 13. Dynastie, wobei angenommen wird, dass sowohl der unvollständige Text der Lehre für Kagemni als auch die Lehre des Ptahhotep aus der Zeit des Alten Reiches stammen. ( wiki ) Papyrus Prisse: Dieser Papyrus enthält den vollständigen Text der Lehre und bietet gleichzeitig textgeschichtlich die beste

Streitgespräch zwischen Schaf und Getreide

aus ETCSL 5.3.2 1-11. Als auf dem Hügel des Himmels und der Erde (Gott) An die Götter der Anunna hervorbrachte, da er weder erzeugtes noch geschaffenes Korn mit ihnen hervorbrachte, und da er im Land weder das Garn von Uttu (der Göttin des Webens) noch den Webstuhl für sie herstellte (und) Uttu - ohne Schafe (nicht) erschien, gab es keine zahlreichen Lämmer, und ohne Ziegen gab es (auch) keine zahlreichen Kinder, (auch) die Schafe brachten ihre Zwillingslämmer (noch) nicht zur Welt, und die Ziegen brachte ihre Drillingskinder (noch) nicht zur Welt -, die Anunna, die großen Götter, kannten nicht einmal die Namen von Ezina-Kusu (Korn) oder Schaf. 12-25. Es gab kein Muš-Korn von dreißig Tagen; es gab kein Muš-Korn von vierzig Tagen; es gab kein Muš-Korn von fünfzig Tagen; Es gab kein kleines Getreide, Getreide von den Bergen oder Getreide von den heiligen Wohnungen. Es gab kein Tuch zum Anziehen; Uttu war nicht geboren worden - kein königlicher Turban wurde getragen; Herr Niĝir-si, d