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Die Lehre des Kagemni

Die Lehre für Kagemni ist ein nur unvollständig erhaltenes Werk altägyptischer Literatur. Sie ist nur auf dem Papyrus Prisse zusammen mit einer Version der Lehre des Ptahhotep überliefert. Der Papyrus stammt wohl aus der 12. Dynastie, die ursprüngliche Entstehungszeit der Lehre liegt aber wahrscheinlich weiter zurück und dürfte in die 9./10. Dynastie zu datieren sein. Verschiedentlich wurde auch die 6. Dynastie als Entstehungszeit angenommen. Grund hierfür ist der Adressat des Werkes. Bei ihm handelt es sich um Kagemni, der unter Pharao Teti das Amt des Wesirs bekleidete. Innerhalb der Lehre wird er allerdings anachronistisch zu Beginn der 4. Dynastie angesiedelt. (wiki)


Wenn Du in Gesellschaft (beim Mahle) sitzt,
verabscheue das Brot, das Du magst.
Es ist (nur) ein kleiner Augenblick, das Herz zu bezwingen,
(doch) es ist eine Sünde, gierig zu sein.
Man zeigt mit dem Finger darauf.
Ein Schöpflöffel Wasser, er löscht den Durst.
Ein Mundvoll ("den Mund gefüllt mit") [eine Pflanze], er stärkt das Herz.
Denn Gutes bewirkt ("vertritt") Gutes  und etwas Kleines bewirkt Großes.
Schwach ist der, der gierig ist in seinem Bauch.
Es vergeht die Zeit  und (irgendwann) vergißt er
schwelgenden Bauches die im Haus Befindlichen.
Wenn Du mit einem Gefräßigen (zum Mahle) sitzt,
dann iß (erst), wenn seine Eßlust vergangen ist.
Wenn Du mit einem Trunkenbold trinkst,
nimm an (, was er gibt), und sein Herz wird zufrieden sein.
Reiße nicht an Dich ("Erobere nicht") das Fleisch an der Seite eines Gierigen,
(sondern) nimm, was er Dir gibt und lehne es nicht ab!
Bedenke, es wird (ihn) freundlich stimmen!
Wer einen guten Ruf besitzt, dem  ("Wenn jemand befreit ist von schlechtem Ruf, dem")
kann man nichts nachsagen.  ("ist man nicht imstande, etwas zuzusprechen.")
 ... wird phlegmatisch/eine Nahrung des Herzens???
(Sogar) der Überhebliche wird netter zu ihm sein
als zu seiner (eigenen) Mutter  und auch alle (anderen) werden ihm hörig sein.
Lasse hinausgehen Deinen Namen!
Denn wenn Du schweigst in Deinem Mund, wird man Dich rufen.
Sei nicht hochmütig auf (Deine) Kraft inmitten Deiner Kinder.
Hüte Dich vor Auflehnung!
Man kennt nicht das Ereignis, das Gott schafft, wenn er bestraft.
Der Wesir ließ seine Kinder rufen,
nachdem er seine Ratschläge für die Leute vollendet hatte
und ihr Charakter ihm in den Blick kam.
Schließlich sprach er zu ihnen:
"All das, was auf dieser Papyrusrolle geschrieben ist,
erhört es, wie ich es sage, und geht nicht darüber hinaus, was (darin) festgelegt ist."
Und so legten sie es sich auf ihre Bäuche und lasen es, wie es geschrieben steht.
Und es war schöner in ihrem Geiste als all das,
was es (bisher) im ganzen Land/auf der ganzen Erde gab.
Und dann verhielten sie sich danach.
Da verstarb seine Majestät, der König von Ober- und Unterägypten (Huni)
und es wurde seine Majestät, der König von Ober- und Unterägypten (Snofru) zum König eingesetzt,
bekannt in diesem ganzen Land.
Und Kagemni wurde zum Stadtverwalter und Wesir...
Es ist zu Ende...
[Vermerk des Schreibers]

Textquelle: http://www.tanit.hu/egyiptom/Kagemni_nemet.pdf
Der Text mit ägyptischen Hieroglyphen (sehr schön gemacht!):
http://www.astrodoc.net/andere/kagemni/kagemni.htm
bzw.: http://egycontes.free.fr/Kagemni.pdf

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Die erste Schule wird um 2000 v.u.Z. erwähnt. Die didaktische Methode ist, zuzuhören, zu gehorchen und die Lehre seines Lehrers auswendig zu lernen. In der Lehre des Kagemni aus der 6. Dynastie lesen wir:

Der Wesir rief seine Kinder (d.h. Schüler) zu sich... und am Ende sagte er: Alles, was in diesem Buch steht, lernt es, wie ich es Euch gesagt habe. Fügt nicht hinzu zu dem, wonach ihr gefragt seid. Da warfen sie (die Schüler) sich auf den Boden und wiederholten das, was geschrieben stand, mit lauter Stimme. Es war süßer in ihrem Herzen als alles, was im ganzen Lande war. Und sie begannen danach zu leben.

Doch das allein reichte nicht aus. Der Sohn sollte sein Wissen weitergeben an seinen eigenen Sohn, und nicht nur das lernen, was er gelehrt werde, sondern:

Ein guter Sohn, den Gott gegeben, ist einer, der hinzufügt zu dem, was ihm sein Lehrer beigebracht hat. Die Schüler lernten die hieratische Schrift, Konjugation, Orthographie und Stil (21./22. Dyn.). Sie mussten Grammatikübungen machen, Geographie, Astronomie, Mathematik und manchmal auch Fremdsprachen wie Babylonisch, Minoisch, Nubisch u.s.w. lernen. Auf den Papyri sind Rechenübungen in Brüchen und geometrische Aufgaben, z.B.:
»Wie errechnet man die Fläche eines gleichschenkligen Dreiecks?«, erhalten.

Die Schüler sollten ihre Aufgaben schweigsam lösen, aber laut lesen.
So sagt Ptahhotep :

Halte deinen Mund vor deinen Nächsten; man ehrt denjenigen, der schweigen kann.

Wenn du ein angesehener Mann bist und im Rat deines Herrn sitzt, konzentriere dich auf das möglichste. Dein Schweigen ist besser als dein Geschwafel. Sprich, wenn du eine Lösung hast.

Nützlich ist das Hören für den Sohn, der hört... Hören ist besser als alles andere... Der, der hört, wird von Gott geliebt. Der, den Gott hasst, der hört nicht...

Die jungen Leute lernten, wie sie sich ihren Vorgesetzten oder Untergebenen gegenüber zu verhalten hatten. Der junge Schreiber musste warten, bis das Wort an ihn gerichtet wurde.

aus: "Kinderarbeit und Erziehung im Alten Ägypten" - Erika Feucht (Heidelberg)



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