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Enmerkar und der Lord von Arata

Die sumerische Erzählung (aus altbabylonischer Zeit) um Enmerkara und den Herrn von Arata ist Teil des thematisch orientierten Uruk-Zyklus, der die Vormacht Sumers über den fernen, an Rohstoffen reichen Osten beschreibt und zelebriert. Den Kern der Geschichte bildet ein intellektueller Wettstreit, durch welchen Enmerkara, der mächtige Herr von Uruk, und sein östlicher Widerpart, der namenlose Herr der legendären Stadt Arata, um die Gunst der ihnen gemeinsamen Göttin Innana buhlen.

1-32: Prolog
1 [Stadt, furchterregender Stier von Himmel und Erde, in Ehrfurcht gebietenden Glanz gehüllt],
2 [Kulab]a, ... [ ... ],
3 Sonnenschein, Ort, wo das Schicksal [bestimmt wird],
4 Uruk grosser Berg, Mittelpunkt [von ... ],
5 [wo] das abendliche Mahl [in] der 'Großen Speisehalle' des An [bereitet wird]!
6 In jenen fernen Tagen, als das Schicksal [entschieden wurde],
7 [haben] bedeutende Fürsten Uruk, Kulaba und das Eana erhobenen Hauptes.
8 [ ... ].
9 Dank des Überflusses, [der] die Frühjahresflut anschwellen lässt,
10 und dank des Regen, [durch den] die Feldfrüchte gedeihen,
11 war in Uruk-Kulaba (alles) überreichlich vorhanden;
12 (doch dies) war nicht dem Lande Delmun zu verdanken,
13 Als das Eana bei Uruk im (Bezirk) Kulaba gegründet wurde,
14 und das reine Gepar der Inanna
15 (sowie) das Ziegelwerk Kulabas wie eine Metallader erstrahlte,
16 wurde[ ... ] nicht? hingetragen, (denn) Warentausch fand nicht statt,
17 (und) kein?[ ... ] wurde hergetragen, (denn) man betrieb (auch) keinen Fernhandel.
18 [Gold, Sil]ber, Kupfer, Zinn und Lapislazuliquader
19 [ ... ]brachte man allesamt nicht aus den Bergen herunter.
20 [ ... ]wurde nicht gewaschen,
21 man sass ni[cht ... ],
22 [ ... ] ... [ ... ]
23 [ ... ]
24 [ ... ]
25 [ ... ist] bunt schillernd,
26 [und das Gepa]r, der reine Ort, ragt hoch[ ... ] auf;
27 sein Inneres ergrünt in Früchten wie ein weiß(blühender) mes-Baum.
28 Für Inanna hatte der Herr von Arata
29 (zwar) die goldene Königspriesterkrone eingeführt,
30 (dennoch) gefiel er ihr nicht so wie der Herr von Kulaba,
3l (denn) er hatte Arata für Inanna nicht (so prächtig) wie das Heiligtum Eana,
32 das Gepar, den reinen Ort, und das Ziegelwerk Kulabas erbaut.

33-104: 1. Überleitung (u 4-ba) führt ins Geschehen ein
33 Damals [rich]tete der von Inanna erwählte Stadtherr,
34 der von Inanna vom kursubi her in (ihr) glanzvolles Herz berufen worden war,
35 Enmerkara, der Sohn Utu´s,
36 an seine Schwester, die Herrin, welche (schon viele) Wünsche erfüllt hat,
37 an die glanzvolle Inanna (folgende) Bitte:
38 "Meine Schwester! Inanna! Für Uruk
39 soll man mir (in Arata) Gold und Silber meisterlich verarbeiten
40 und den hellen Lapislazuli aus den Quadern [schneiden].
41 [ ... ]Glanz des hellen Lapislazuli[ .. .].
42 In Uruk [soll] (damit) der 'Glanzvolle Berg'[ ... ] ... ,
43 im Tempel, der bis zum Himmel [reicht], deinem Aufenthalts[ort],
44 soll[ ... ] des Himmels gebaut werden.
45 Das Innere deines reinen [Gepa]rs, wo ... errichtet ist,
46 soll Arata für mich kunstvoll fertigen.
47 (Anschließend) werde ich selbst in seinem Inneren ... wie ein glänzendes Kalb hängen lassen.
48 Arata soll sich mir und [Uru]k unterwerfen!
49 [Nachdem] die Bevölkerung [Arat]as
50 Steine aus dem Gebirge [vor] Ort heruntergebracht hat,
51 soll sie mir das 'Große Heiligtum' bauen und die 'Große Speisehalle' einrichten,
52 (diese) 'Große Speisehalle', die Speisehalle der G[ötter], soll sie erstrahlen lassen!
53 (Dadurch) wird sie mir (alles für) meine Kultnormen in Kulaba vorbereiten.
54 (Anschließend) soll man mir das Abzu so hoch wie den 'Glanzvollen Berg' (Uruks) bauen
55 und Eridu wie das Gebirge (kultisch) reinigen;
56 das Abzu-Heiligtum soll man wie eine Metallader erstrahlen lassen!
57 Wenn ich selbst (dann) ein Preislied im Abzu angestimmt
58 und die Kultnormen von Eridu (nach Uruk) überführt habe,
59 wenn ich die Krone wie ... im Königspriestertum habe erblühen lassen
60 und (diese) glänzende Königspriesterkrone (schließlich) in Uruk-Kulaba eingeführt habe,
61 dann möge mich der (Herr) des 'Großen Heiligtums' ins Gepar führen,
62 und der des Gepars möge [mic]h (später zurück) ins 'Grosse Heiligtum' geleiten.
63 Die Menschheit soll mich (dabei) in süßer Bewunderung ansehen,
64 [das Volk] möge freudig darauf blicken."
65 [Dama]ls sprach die Freude des glanzvollen An, die Herrin, die das Bergland beobachtet,
66 die Herrscherin, das Duftöl des Amaufomgalana,
67 Inanna, die Herrin aller Bergländer,
68 (folgendes) zu Enmerkara, dem Sohn Utus:
69 "Enmerkara! Komm, ich will dir einen Rat geben, und du sollst meinen Rat annehmen.
70 Ich will dir ein Wort sagen, und du sollst darauf achten.
71 Nachdem du aus dem Heer einen Boten erwählt hast, der wortgewandt und schnell ist,"
72 Wo soll (der Bote wohl) das bedeutende Wort für Inanna, die weise Frau dieser Angelegenheit, hinbringen?
73 "soll er dein Wort ins zu bi-Gebirge hinauf- und von dort (wieder) hinabbringen.
75 ganz Susa bis zum Land Anshan hin.
76 wird ihn (an deiner statt) ehrerbietig wie eine Maus grüßen
77 und die großen Gebirge, in denen es (von Leben) wimmelt,
78 werden vor ihm im Staub kriechen.
79 Arata wird sich Uruk für mich unterwerfen!
80 Nachdem die Bevölkerung Aratas
81 Steine aus dem Gebirge vor Ort heruntergebracht hat,
82 wird sie dir das 'Grosse Heiligtum' bauen und die 'Grosse Speisehalle' einrichten,
83 (diese) 'Grosse Speisehalle', die Speisehalle der Götter, wird sie erstrahlen lassen!
84 (Dadurch) wird sie dir (alles für) deine Kultnormen in Kulaba vorbereiten.
85 (Anschließend) wird man dir das Abzu so hoch wie den 'Glanzvollen Berg' (Uruks) bauen
86 und Eridu wie das Gebirge (kultisch) reinigen;
87 das Abzu-Heiligtum wird man wie eine Metallader erstrahlen lassen!
88 Wenn du selbst (dann) ein Preislied im Abzu angestimmt
89 und die Kultnormen von Eridu (nach Uruk) überführt hast,
90 wenn du das Königspriestertum [wie] ... durch die Krone [hast erblühen lassen]
91 und (diese) glänzende Königspriesterkrone (schließlich) in Uruk-Kulaba eingeführt hast,
92 dann wird dich der (Herr) des 'Großen Heiligtums' ins Gepar führen,
93 und der des Gepars wird [dich] (später zurück) ins 'Große Heiligtum' geleiten
94 [Die Menschhe]it wird dich (dabei) in süßer Bewunderung ansehen,
95 [das Volk] wird freudig auf dich blicken.
96 Die Menschen von Arata
97 heben täglich ... [ ... ] empor,
98 (doch) an diesem [Tag,] wenn es Abend wird,
99 werden sie am Ort des Dumuzi, wo Mutterschafe und Ziegenböcke[ ... ] zahlreich sind,
100 in der 'Mächtigen Flut', auf dem Feld des Dumuzi,
101 vor dir wie Bergschafe niederknien
102 Geh wie die Sonne auf meiner glänzenden Brust auf,
103 (denn) du wirst das Juwel an meiner Kehle sein!
104 Preis (sei)[ ... ] ... Enmerkara, dem Sohn Utus!"

105-541: Hauptteil: zwischen Enmerkara und dem Herrn von Arata
105 Der Stadtherr achtete auf das Wort der glanzvollen Inanna
106 und erwählte einen Boten aus [dem Heer], der wortgewandt und schnell [war]:
107 - Wo wird (der Bote) das bedeutende Wort für Inanna, die weise Frau dieser Angelegenheit, hinbringen?
108 "Du sollst mein Wort ins zubi-Gebirge hinauf
109 und von dort (wieder) hinabbringen.
110 (Ganz) Susa, bis zum Land Anshan hin,
111 wird [dich] (an meiner statt) ehrerbietig wie eine Maus grüßen,
112 und die großen Gebirge, in denen es (von Leben) wimmelt,
113 werden vor dir im Staub kriechen.
114 Bote! Sag (dies) dem Herrn von Arata und füge (folgendes) an:
115 'Wenn ich seine Stadt nicht wie eine wilde Taube von ihrem Baum wegfliegen
116 oder wie einen Vogel von seinem (selbst) gebauten Nest auffliegen lassen soll,
117 wenn ich sie nicht wie den gegenwärtigen Marktpreis abwerten
118 oder wie eine vollkommen zerstörte Stadt zu Staub machen soll,
119 wenn ich Arata auch nicht wie ein von Enki verfluchtes Dorf
120 oder einen von ihm zerstörten Ort vernichten soll,
121 und wenn ich auch seine Zukunft nicht [wie (etwas)], (gegen das) Inanna sich erhoben,
122 gebrüllt und gedonnert hat,
123 und das sie (schließlich) ver[wüstet hat], zugrunde richten soll,
124 dann soll er, nachdem er [Roh]gold in Ledersäcke gepackt
125 und reine Edelmetallerze daneben gestellt hat,
126 nachdem er (diese) Metalle fest verpackt
127 und Bergesel damit beladen hat,
128 für mich, den der 'kleine Enlil' von Sumer,
129 den der Herr Nudimmud auserwählt hat,
130 daraus den 'Berg der unberührten Kräfte' bauen.
131 So reizvoll, wie es der (immergrüne) Buchsbaum (ist), soll er ihn gestalten,
132 (seinen) Strahlenglanz soll er ebenso bunt für mich schillern lassen wie Utu, der aus (seinem) Gemach heraustritt,
133 und bei seinen Türpfosten soll (jeweils) eine Standarte erglitzern
134 Wenn (schließlich) die glanzvollen Gesänge und die schicksalweisenden Lieder in seinen Gemächern erklingen,
135 dann rezitiere ihm das schicksalweisende Lied des Nudimmud! 
136 - (Ihr müsst wissen:) Damals gab es weder Schlange noch Skorpion,
137 weder Hyäne noch Löwe,
138 weder Hund noch Wolf.
139 Es existierte nicht Furcht, nicht Schrecken,
140 und die Menschen hatten keinerlei Feind.
141 Damals wandten sich (sowohl) die Gebiete Subur und Hamazi,
142 (als auch) die mit den (ineinander) übersetzbaren Sprachen, (die da sind) Sumer, der 'Grosse Berg der fürstlichen Normen',
143 Akkad, das Land, das zur Zierde gereicht,
144 und das Gebiet der Gardu, wo man auf üppigen Weiden ruht,
145 Himmel und Erde in ihrer Gesamtheit, (sämtliche) Völker, für die gut gesorgt wird,
146 in einer einzigen Sprache an Enlil.
147 Damals, bis dass (wegen) der Wettstreite zwischen Stadtherren, Fürsten und Königen,
148 bis dass Enki (wegen) der Wettstreite zwischen Stadtherren, Fürsten und Königen,
149 (wegen) solcher Wettstreite zwischen Stadtherren, Fürsten und Königen,
150 Enki, der Herr des Überflusses, [der] Wahres äußert,
151 der kluge Herr, der das Land (Sumer) beobachtet,
152 der Anführer der Götter,
153 zur Weisheit berufen, der Herr von Eridu,
154 ihr fremdartige Sprachen in den Mund gelegt hatte,
155 war die Sprache der Menschheit eine einzige gewesen!
156 Als zweites fügte der Stadtherr dem Boten, der gleich ins Bergland aufbrechen würde,
157 folgendes bezüglich Arata hinzu:
158 "Bote! (Auch) in der tiefsten Nacht (lass deine Füße) wie Regen niederprasseln,
159 am frühen Morgen sei (dennoch) aufrecht wie vom Tau (erfrischt)! 
160 Der Bote achtete auf das Wort (seines) Gebieters:
161 In der Tiefe der Nacht ging er als Stern (dahin),
162 und am frühen Morgen zog er mit dem himmlischen Utu weiter.
163 - Wo bringt er (nun) das bedeutende Wort für Inanna ... hin?
164 Er bringt sein Wort ins zubi-Gebirge hinauf
165 und von dort (wieder) hinab.
166 (Ganz) Susa, bis zum Land Anshan hin,
167 grüßt ihn (an Enmerkaras statt) ehrerbietig wie eine Maus,
168 und die großen Gebirge, in denen es (von Leben) wimmelt,
169 kriechen vor ihm im Staub.
170 Fünf, sechs, sieben Gebirge überquerte er,
171 [und als er (schließlich seinen) Blick ho]b, war er nahe bei Arata.
172 Freudig betrat er den Hof von Arata
173 und tat die Autorität seines Herrn kund.
174 Offen gab er die verinnerlichten Worte wieder,
175 der Bote überbrachte sie dem Stadtherrn von Arata:
176 "Dein 'Vater', mein Gebieter, hat mich zu dir geschickt!
177 Der Herr von U[ruk] und Kulaba hat mich zu dir geschickt!"
178 "Wenn dein Gebieter etwas gesagt hat, was kümmert mich dies? Und wenn er etwas angefügt hat, was kümmert mich jenes?"
179 "Was (also) ist es, das mein Herr gesagt und [angefü]gt hat?
180 Mein König, der seit (seiner) Geburt für die Königspriesterkrone bestimmt ist,
181 der Stadtherr von Uruk, die 'Wilde Schlange', die in Sumer lebt und Häupter wie zu Mehl zermahlt,
182 der Steinbock, der im hohen Gebirge (seine) edle Kraft präsentiert,
183 der ... eines mit Seife gereinigten Zickleins, der mit (seinen) Hufen stampft,
184 den die getreue Kuh im Innern des Berglandes geboren hat,
185 Enmerkara, der Sohn Utus, hat mich zu dir geschickt!
186 Das ist, was mein König [sagt]:
187 'Wenn [ich] seine Stadt nicht wie eine wilde Taube von ihrem Baum wegfliegen
188 oder wie einen Vogel von seinem (selbst) gebauten Nest auffliegen lassen soll,
189 wenn ich sie nicht wie den gegenwärtigen Marktpreis abwerten
190 oder wie eine vollkommen zerstörte Stadt zu Staub [machen] soll,
191 wenn ich Arata auch nicht wie ein von Enki verfluchtes Dorf
192 oder einen von ihm zerstörten Ort vernichten soll,
193 und wenn ich auch seine Zukunft nicht wie (etwas, gegen das) Inanna sich erhoben,
194 gebrüllt und gedonnert hat,
195 und das sie (schließlich) verwüstet hat, zugrunde richten soll,
196 dann soll er, nachdem er Rohgold in Ledersäcke gepackt
197 und reine Edelmetallerze daneben gestellt hat,
198 nachdem er (diese) Metalle fest verpackt
199 und Bergesel damit beladen hat,
200 für mich, den der 'kleine Enlil' von Sumer,
201 den der Herr Nudimmud auserwählt hat,
202 daraus den 'Berg der unberührten Kräfte' bauen.
203 So reizvoll, wie es der (immergrüne) Buchsbaum (ist), soll er ihn gestalten,
204 (seinen) Strahlenglanz soll er ebenso bunt für mich bunt schillern lassen, wie Utu, der aus seinem Gemach heraustritt,
205 und bei seinen Türpfosten soll (jeweils) eine Standarte erglitzern.
206 Wenn (schließlich) die glanzvollen Gesänge und die schicksalweisenden Lieder in seinen Gemächern erklingen,
207 dann rezitiere [ihm] für mich das schicksalweisende Lied des Nudimmud!
207 [ ... ] ... [ ... ]
208 Wenn du das, was du mir sagen möchtest, [mitgeteilt hast],
209 dann will ich [ihm], der erzeugt wurde, als der glanzbärtige (Utu) herabgestiegen ist,
210 den seine mächtige Kuh [auf] dem 'Berg der unberührten Kräfte' [geboren hat],
211 der auf dem Boden von [Uru]k großgezogen [worden ist],
212 der vom Euter der getreuen Kuh Milch getrunken hat,
213 der für das Fürstentum in Kulaba, dem 'Berg der großen Kräfte', geschaffen ist,
214 Enmerkara, dem Sohn Utus,
215 über diese Angelegenheit im Heiligtum Eana angenehme Worte berichten.
216 In seinem Gepar, das Früchte trägt wie ein junger mes-Baum,
217 will ich meinem Gebieter, dem Herrn von Kulaba, (deine Antwort) wiederholen."
218 Kaum hatte er zu Ende gesprochen, (antwortete der Herr von Arata):
219 "Bote! Sag (dies) deinem Gebieter, dem Herrn von Kulaba, und füge (folgendes) an:
220 Ich bin der Stadtherr, der für die reinen Hände (Inanna´s) geschaffen ist!
221 Der (riesige) 'Zwingstock des Himmels', die Herrin von Himmel und Erde,
222 die Herrscherin über die zahlreichen göttlichen Kräfte, die glanzvolle Inanna
223 hat mich nach Arata, zum 'Berg der unberührten Kräfte' gebracht!
224 Mich ließ sie die Bergfront wie eine große Türe versperren!
225 Wie könnte sich Arata Uruk (je) unterwerfen?
226 Das sich Arata Uruk unterwirft, wird es nie geben! Sag ihm das!''
227 Kaum hatte er zu Ende gesprochen,
228 erwiderte der Bote dem Herrn von Arata:
229 "Für die große Herrin des Himmels, die auf furchterregenden göttlichen Kräften dahingleitet,
230 die im Gebirge des kursubi Platz genommen
231 und den Thron des kursubi (durch ihre Anwesenheit) geschmückt hat,
232 für die Herrin des Eana hat man den Herrn,
233 meinen König, ihren Diener, eintreten lassen.
234 'Der Stadtherr von Arata hat sich unterwerfen! ',
235 soll ich es ihm so im Ziegelwerk Kulabas verkünden?"
236 In diesem Augenblick ward der Herr bekümmert und verzweifelt,
237 (denn) er konnte nichts entgegenbringen, obschon er nach einer Antwort suchte.
238 Schlaflos starrte er (lange) auf seine eigenen Füße und versuchte, eine Erwiderung zu finden.
239 (Plötzlich) fiel sie ihm ein! Er formulierte die Worte
240 und brüllte dem Boten die Antwort zu dieser Angelegenheit laut wie ein Stier entgegen:
242 "Bote! Sag (dies) deinem Gebieter, dem Herrn von Kulaba und füge (folgendes) an:
243 Das große Gebirge (ist) ein mes-Baum, der mit dem Himmel verwachsen ist,
244 seine Wurzeln bilden ein Netz, seine Äste eine Falle
245 Die Krallen des ... (sind) die des Anzu Adlers,
246 ... Inanna, die (damit) ... versperrt hat,
247 seine Adlerklauen, die das Blut des Feindes am Berg herabfließen lassen.
248 In Arata [vergieße man keine?] Tränen,
249 regelmäßig wird Wasser libiert und Mehl dargebracht,
250 und im Bergland werden (die Götter) im Gebet und Flehen fürbittend gegrüßt.
251 Ohne dass fünf Männer, ohne dass zehn Männer hier sind,
252 wie will das mobilisierte Uruk das zu bi-Gebirge angreifen?
253 Dein Herr hat sich (zwar) meinen Waffen entgegengestürzt,
254 ich (aber) will ich mich (ihm) in einem Wettstreit entgegenstellen.
255 Weder kennt er den Wettstreit, [noch] misst er sich;
256 der Stier weiß [nicht] dass ein (anderer) Stier existiert!
257 (Erst) wenn er [den Wettstr]eit kennengelernt und sich gemessen hat,
258 wenn [der Stier] erkannt hat, dass ein (anderer) Stier existiert,
259 dann werde ich von [ih]m? und dem Wettstreit ablassen.
260 Sollte er etwas tun, dem keiner gleichkommen kann,
261 werde ich (auch künftig) von ihm ablassen.
262 Als [zweites] sage ich dir folgendes, Bote,
263 und ich werde das, was[ ...]  ... , für dich geistreich formulieren, (damit) du dir alles merken kannst
264 [(Inmitten des)] Eana, dem Löwen, der auf seinen Tatzen ruht
265 - aus seinem Inneren (dringt Lärm wie bei) einem laut brüllenden Stier,
266 in seinem Gepar, das wie ein junger mes -Baum Früchte trägt,
267 wiederhole (folgendes) für deinen Gebieter, den Herrn von Kulaba:
268 'Das Gebirge ist ein Held, der hoch aufragt und (tief im Boden) verankert ist.
269 Wenn Utu eines Abends zum felsigen Haus geht
270 und (dadurch) Blut aus den Augen (des heldenhaften Gebirges) herabtriefen lässt,
271 wenn (später) Nanna erhaben am Zenith steht
272 und (dadurch) ein strahlender Glanz auf dessen Stirn liegt,
273 wenn (das Gebirge dank dem) wie ein Baumstamm (den Zugang) zu den (dahinter liegenden) Bergländern abgesperrt hat,
274 und wenn (schließlich Inanna), das Diadem Aratas,
275 der schöne Schutzgeist vom 'Berg der unberührten Kräfte',
276 Arata wie die glanzvolle Krone des Himmels (auf den rechten Weg) geführt hat,
277 werde ich an dem Tag meine Oberhoheit verkünden!
278 Dann braucht er nicht Gerste in Säcke zu füllen und auf Karren zu verladen,
279 er braucht (diese) Gerste nicht in die Bergländer hinaufzutragen
280 und, nachdem er ... , sie dort hinzustellen.
281 Wenn er (aber) Gerste in großmaschige Netze gefüllt hat,
282 Packesel damit beladen
283 und Esel zum Wechseln in ihrer Nähe aufgestellt hat,
284 und wenn er sie (dann) im Hof von Arata haufenweise aufschüttet,
285 (aber nur wenn) er sie tatsächlich aufhäufen sollte, sie, die Wonne des Getreidehaufens,
286 die Fackel der Bergländer, die Zierde der Dörfer,
287 (und auch nur wenn) sie, welche die sieben Mauem geschmückt hat,
288 die heldenhafte Herrin, die für die Schlacht geschaffen ist,
289 Inanna, die Heldin, die in der Schlacht auf Erden die Köpfe wie ein Springseil (durch die Lüfte) schwingt,
290 Arata tatsächlich wie einen Leichen raubenden Hund aus der Hand werfen sollte,
291 werde ich mich an dem Tag ihm beugen
292 und seine Oberhoheit verkünden.
293 Zusammen mit meiner Stadt werde ich mich (ihm) als 'Sohn' unterwerfen. Sag ihm das!"
294 [Kaum hatte er] zu Ende gesprochen,
295 drehte sich der Bote - der Herr von Arata
296 hatte ihm (dies) wie seine (eigene) Stimme in den Mund gelegt
297 wie eine Wildkuh auf den Schenkeln um,
298 wie eine Sandfliege durchstreifte er bei Tagesanbruch den Wald.
299 Freudig betrat er das Ziegelwerk Kulabas
300 und eilte zum Haupthof, zum Hof der Versammlung.
301 Für seinen Gebieter, den Herrn von Kulaba,
302 wieder[holte er (alles)], wie wenn es die Stimme (des Herrn von Arata) wäre,
303 wie ein Stier brüllte [er] es ihm zu,
304 während (Enmerkara) ihm wie ein ... Stier zu[hörte].
305 (Anschließend) w[andte] der Herr seine rechte Seite dem Feuer zu,
306 seine linke lehnte er zurück.
307 (Zu sich selbst) sprach er: "Wenn Arata doch nur über den (von Inanna) erteilten Rat Bescheid wüsste!"
308 Ein (neuer) Tag brach an. Als die Sonne aufgegangen war,
309 erhob (Enmerkara,) der Sonnengott des Landes (sein) Haupt.
310 Der König führte den Tigris mit dem Euphrat
311 und den Euphrat mit dem Tigris zusammen
312 Große Schüsseln wurden unter (freiem) Himmel auf gestellt,
313 kleine Schüsseln ließ man wie Lämmer im duftenden Gras daneben stehen,
314 und Schüsseln (mit dem Namen) 'Auge des Himmels' wurden ganz in ihrer Nähe aufgestellt,
315 während der Herrscher, der für die goldenen eshda-Gefäße (verantwortlich war),
316 Enmerkara, der Sohn Utus, breitbeinig dastand.
317 In dem Moment öffnete sie, welche die Tafel ... und das (dazugehörige) Schreibrohr der Versammlung hat,
318 die goldene Statue, die an einem guten Tag erschaffen worden war,
319 die schöne Nanibgal, die das reine ... ,
320 Nisaba, die Herrin, die umfassende Weisheit (besitzt),
321 ihr glanzvolles 'Haus der Weisheit Nisabas'.
322 Nachdem er im himmlischen Palast eingetreten war, gab er Acht.
323 Der Stadtherr öffnete (daraufhin) seinen gewaltigen Kornspeicher
324 und legte sein riesiges Maßgefäß auf den Boden.
325 Aus der (gesamten) Gerste nahm der Herrscher seine alte Gerste heraus
326 und ließ sie überall zu Malz [keimen].
327 (Mit) den bartartigen Keimlingen, die wie Unkraut[ ... ] ... ,
328 verkleinerte er dem Netz die Maschen.
329 (Anschließend) füllte er die Gerste, die zur Lagerung bestimmt war, hinein und fügte (ein wenig) für die Gerste pickenden Spatzen hinzu
330 Nachdem er Packesel damit beladen
331 und (weitere) Esel zum Wechseln in ihrer Nähe aufgestellt hatte,
332 hatte der König, der überaus kluge Mann,
333 der Stadtherr von Uruk und Kulaba,
334 die Reise nach Arata vorbereitet.
335 (In einer langen Reihe,) wie Ameisen in der Erdspalte,
336 bewegten sich die Menschen gemeinsam nach Arata.
337 Der Herr fügte dem Boten, der gleich ins Bergland aufbrechen würde,
338 folgendes bezüglich Arata hinzu:
339 "Bote! Sag (dies) dem Herrn von Arata und füge (folgendes) an:
340 'Die Wurzeln meines Zepters sind die fürstlichen Normen,
341 seine Äste bilden einen Schutz für Kulaba;
342 unter (diesem) weit verzweigten Geäst erfrischt sich Innana im Heiligtum Eana.
344 Nachdem er ein (solches) Zepter herausgearbeitet hat, soll es bei ihm sein,
345 wie ein Perlenstrang aus Karneol oder Lapislazuli soll es in seiner Hand liegen.
346 (Dies) soll der Herr von Arata zu mir bringen.' Sag ihm das!"
347 Kaum hatte er zu Ende gesprochen,
348 wirbelte der Bote auf seinem Weg nach Arata
349 (bereits) den Straßenstaub mit seinen Füssen auf
350 und ließ die Kieselsteine im Gebirge knirschen;
351 wie ein Drache, der die Steppe heimsucht, hatte er keine Widersacher.
352 Als sich der Bote Arata näherte,
353 stellte sich die Bevölkerung der Stadt auf,
354 um die Packesel zu bestaunen.
355 Auf dem Hof von Arata schüttete der Bote
356 die Gerste, die zur Lagerung bestimmt war, hin und fügte (ein wenig) für die Gerste pickenden Spatzen hinzu.
357 Wie wenn es himmlischen Regen und Sonne gegeben hätte,
358 war Arata in Überfluss getaucht,
359 w[ie] wenn man die Götter gemeinsam an ihren Wohnsitz hätte zurückkehren lassen,
360 war der Hunger Aratas gestillt!
361 Die Menschen [von] Arata
362 [ ... ] das Feld mit dem gekeimten Malz.
363 Danach[ ...]  Berittene ... fata[m-Beamte ... ].
364 Als sie[ ... ] am Ort zurückliessen, ... [ ... ],
365 ... [ ... ] ... [ ... ]
366 [ ... ] ... Malz[ ... ]
367 Der Weise von Arata ... [ ... ],
368 deutete die Angelegenheit für Arata (folgendermaßen):
369 "(Inanna) hat (ihre) Aufmerksamkeit für Arata au[s] der Hand [geworfen],
370 (stattdessen) hat sie dem Herrn von Uruk ihre Hand [gereicht]!
371 Wir wollen uns in trügerischem Schein
372 vor dem Herrn von Kulaba [mit ... ] Karneol zu Boden werfen."
373 Die weisen Ältesten
374 standen händeringend an eine Wand gelehnt da,
375 (doch schließlich) stellten sie dem Herrn ihre Schatzhäuser zur Verfügung.
376 ... [im] Innern [des] Pal[astes],
377 [offen gab er die verinnerlichten Worte] wieder:
378 "[Dein 'Vater', mein Gebieter] hat [mich] zu dir geschickt!
379 [Der Herr] von [Uruk] und [Kulaba] hat mich zu dir geschickt!"
380 "Wenn dein Gebieter etwas gesagt hat, was kümmert mich dies? Und wenn er etwas angefügt hat, was kümmert mich jenes?"
381 "Was (also) ist es, das mein Herr gesagt und [angefügt] hat?
382 Die Wurzeln meines Zepters sind die fürstlichen Normen,
383 seine Äste bilden einen Schutz für Kulaba;
384 unter (diesem) weit verzweigten Geäst erfrischt sich Inanna im Heiligtum Eana.
386 Nachdem er ein (solches) Zepter herausgearbeitet hat, soll es bei [ihm] sein,
387 wie ein Perlenstrang aus Karneol oder Lapislazuli soll es in seiner Hand liegen.
388 (Dies) soll der Herr von Arata zu mir bringen.' (Das) hat er mir wahrlich gesagt!"
389 Kaum hatte er zu Ende gesprochen,
390 trat (der Herr von Arata) deswegen in (sein) Privatgemach und legte sich dort mutlos nieder.
391 Der (nächste) Tag brach an. Es wurde heftig diskutiert und
392 (der Herr von Arata) wählte Worte, die (sonst) nicht in den Mund genommen wurden;
393 er kaute auf der Angelegenheit herum wie ein Esel, der gefressenes Getreide (wiederkäut).
394 Was sprach nun der eine zum anderen?
395 Was fügte der eine dem anderen im Einzelnen an?
396 Das, was der eine (eben) dem anderen vorgeschlagen hat, so sollte es (tatsächlich) sein!
397 "Bote! Sag (dies) deinem Gebieter, dem Herrn von Kulaba und füge (jenes) an:
398 'Ein Zepter (soll es sein,) es darf (aber) weder aus Holz sein noch (mit) 'Holz' bezeichnet werden!
399 Wenn er „. in seine Hand gelegt und ich es betrachtet habe,
400 darf es weder aus Pappel noch Weihrauchbaum sein,
401 weder aus einer Konifere noch aus einem harzreichen Gewächs,
402 weder aus Zeder noch Wachholder,
403 weder aus Zypresse noch aus Buchsbaum.
404 Es darf weder aus dem (starken) Holz einer ... Euphratpappel, dem Wagenholz,
405 noch aus einem (zarten) Zweig, dem Griff einer Gerte, sein.
406 (Auch) soll es weder aus Gold und Kupfer,
407 noch aus rechtem reinem Edelmetall und Silber,
408 oder aus Karneol und Lapislazuli sein.
409 Nachdem er ein (solches) Zepter herausgearbeitet hat, soll es bei ihm sein,
410 wie ein Perlenstrang aus Karneol oder Lapislazuli soll es in seiner Hand liegen.
411 (Dies) soll der Herr von Kulaba zu mir bringen.' Sag ihm das!"
412 Kaum hatte er zu Ende gesprochen,
413 entfernte sich der Bote (bereits) schnaubend wie ein junger Eselhengst, der sich von seiner Halterung losgerissen hatte,
414 wie ein durch trockenes Land galoppierender Steppenesel rannte er dahin,
415 die Nase in den Wind gehoben.
416 Wie ein langhaariges Schaf, eines, das wütend angreift, nahm er den direktesten Weg;
417 freudig betrat er das Ziegelwerk Kulabas.
4l8 Er übermittelte seinem König, dem Herrn von Kulaba, die Botschaft wortwörtlich.
420 Enki verlieh Enmerkara die (nötige) Klugheit;
421 [aufgrund seiner] großartigen Zeichen erteilte der Herr Befehle.
422 ... Haus/Feld ...
423 Der Herrscher[ ... und] nahm [ ... ] heraus,
424 er ... [es, ... ] ... Hand und untersuchte es.
425 Er zertrümmerte es auf dem na-Stein wie aufeinander schlagende Zähne (es tun würden),
426 (dann) goss er es wie Öl in ein Rohr, das einen furchterregenden Glanz ausströmt.
427 Immer wieder kommt es von der Sonne in den Schatten,
428 und vom Schatten in die Sonne.
429 Nachdem fünf, nachdem zehn Jahre vergangen waren,
430 spaltete er das Rohr, das einen furchterregenden Glanz ausströmt, wie mit einer Axt.
431 Freudig betrachtete der Herr (das Ergebnis).
432 Er übergoss das Zerschlagene mit einem Duftöl und gutem, gepresstem Öl des Kursubi,
433 (anschließend) legte der Stadtherr dem Boten,
434 der gleich ins Bergland aufbrechen würde, das Zepter in die Hand.
435 Während der Bote nach Arata lief,
436 (zog er) wie eine Gans über die Gebirge und wie eine Fliege über die Sanddünen.
437 Indem er wie ein ... durch das Bergland streifte, näherte er sich Arata.
438 Freudig betrat er den Hof von Arata
439 und legte - in der Tat! - das ... Zepter hin.
440 Nachdem er sich korrekt verbeugt hatte, war (seine) Arbeit verrichtet.
441 Der Herr von Arata, der (wie gebannt) auf dieses Zepter starrte,
442 wurde im Privatgemach, in seiner prächtigen Wohnung, von Panik erfasst.
443 Zu seinem Vertrauten sprach der Stadtherr:
444 "Arata ist [wie] ein erschlagenes Mutterschaf, seine Straßen gehören (bereits) dem Feindesland!
445 Nachdem die glanzvolle Inanna Aratas Überlegenheit
446 dem Herrn von Kulaba (ab)gegeben hat,
447 lässt (nun) ihr Mann, der den Boten gesandt hat,
448 seine bedeutende Leistung erstrahlen, damit ihm Gerechtigkeit widerfahre.
449 Jetzt blickt die glanzvolle Inanna auf uns!
450 Wo lässt sie (wohl) diesen trügerischen Zustand in Arata hinziehen?
451 Wie lange wird sie die (bedrohliche) Hacke gutheißen?
452 Werden wir uns (tatsächlich) in trügerischem Schein
453 vor dem Herrn von Kulaba mit unserem trügerischen Karneol, zu Boden werfen müssen?"
454 Der Herr von Arata vertraute dem Boten
455 folgendes wie (wenn es auf) einer riesigen Tafel (stehen würde,) an:
456 "Bote! Sag (dies) deinem Gebieter, dem Herrn von Kulaba und füge (jenes) an:
457 'Ein Hund (soll es sein,) er darf ihn (aber) weder schwarz noch weiß färben,
458 weder rotbraun noch dunkelrot,
459 weder grünlich noch bunt gefleckt; einen (solchen) Hund soll er dir mitgeben.
460 Mein Hund soll zusammen mit seinem einen Wettkampf austragen,
461 damit (alle) den Stärkeren erkennen.' Sag ihm das!"
462 Kaum hatte er zu Ende gesprochen,
463 eilte der Bote - endlich! - dahin.
464 Er brachte die Nachricht ins Ziegelwerk Kulabas, wie (wenn sie) eine gute Zukunft (verheißen würde).
465 Wie ... richtete (Enmerkara daraufhin seine) Augen auf die Bergfront,
466 wie bei einer zornigen Riesenschlange, die sich aus den Feldern herausreckt, hingen ... herab.
467 [ ... ] ... hob er das Haupt,
468 bei [ ... ] von Arata ... [ .. .].
469 Aus seinem Wohnsitz heraus rief er ihm [wie] eine heranrollende Sturmflut zu:
470 "Bote! Sag (dies) dem Herrn von Arata und füge (jenes) an:
471 'Ein Gewand (soll es sein,) er darf es (aber) weder schwarz noch weiß färben,
472 weder rotbraun noch dunkelrot,
473 weder grünlich noch bunt gefleckt; ein (solches) Gewand soll er dir mitgeben.
474 (Erst danach) werde ich ihm meinen Hund, den 'gudagal Enlils', senden.
475 Mein Hund soll zusammen mit seinem einen Wettkampf austragen,
476 damit (alle) den Stärkeren erkennen!' Sag ihm das!
477 Als Zweites sag ihm (dies), und füge (jenes) an:
478 '(Er fragt sich wohl,) wie lange (Inanna) diesen trügerischen Zustand in ... hinziehen lässt.
479 Sollen sie in seiner Stadt (wieder) wie Schafe vor ihm hergehen?
480 Soll er ihnen (wieder) wie ihr Hirte folgen?
481 (Dann) soll er, wenn (Inanna) kommt, - der Berg der Edelmetalle und des Lapislazuli
482 ist für ihn (ja bereits) wie aufgehäuftes Rohr zusammengetragen worden-,
483 den Glanz von Gold und [Silb]er
484 für Inanna, die Herrin des Eana,
485 im Hof von Arata haufenweise aufschütten
486 Als Drittes sag ihm (dies), und füge (jenes) hinzu:
487 'Wenn ich seine Stadt nicht wie eine wilde Taube von ihrem Baum abtrennen soll,
488 wenn ich sie nicht wi[e ... ]schlagen
489 oder wie [den gegenwärtigen Marktpreis] abwerten soll,
490 und wenn ich ihn nicht ... an Geistern vorbeiziehen lassen soll,
491 dann soll er mir, wenn sie kommt, (mit) den Steinen, die er im Gebirge erhalten hat,
492 das große Heiligtum (von) Eridu, das Abzu und das Gemach, errichten.
493 Er soll mir seine Schilfbündelornamente (an den Türen) mit [zinnhaltigem] Ton (aus) dem Bergland schmücken
494 und seinen Schatten (weit) über das Land (Sumer) und alle Bergländer breiten.
495 (Dann) soll die Anweisung des Nudimmud,
496 sein Omen, verkündet werden.' Sag es ihm!"
497 - Damals war es so, dass ...
498 [ ... ] ... Fürst auf dieses Wort hin ... die edlen Samen
499 ... , das in einem einzigen [ ... ] gewachsen ist.
500 Das war seine Forderung, (doch) ihr Inhalt war vollkommen untergegangen.
501 Der Bote konnte sie nicht wiederholen, (denn) die Angelegenheit war (zu) bedeutend.
502 Weil der Bote nicht in der Lage war, sie zu wiederholen - die Angelegenheit war (wirklich zu) bedeutend! -,
503 schlug der Herr von Kulaba (einen Klumpen) Ton (flach) und setzte (seine) Worte darauf wie ein Siegel.
504 Früher hatte man nie Worte auf Ton festgehalten,
505 heute aber, unter der Sonne dieses Tages, sollte es tatsächlich so sein!
506 Der Herr von Kulaba hielt (seine) Worte [auf Ton] fest. So geschah es tatsächlich!
507 Der Bote schwang (seine) Arme weit aus wie ein Vogel
508 und blickte gefährlich wie ein Wolf, der ein Zicklein verfolgt.
509 (So) überquerte er fünf, sechs, sieben Gebirge,
510 und als er (schließlich seinen) Blick hob, war er nahe bei Arata.
511 Freudig betrat er den Hof von Arata
512 und tat die Autorität seines Königs kund.
513 Offen gab er die verinnerlichten Worte wieder,
514 der Bote überbrachte sie dem Stadtherrn von Arata:
515 ''Dein 'Vater', mein Gebieter hat mich zu dir geschickt!
516 Der Herr von Uruk und Kulaba hat mich [zu dir] geschickt!"
517 "[Wenn] dein Gebieter etwas gesagt hat, was kümmert mich dies? Und wenn er etwas angefügt hat, was kümmert mich jenes?"
518 "W[as] (also) ist es, das mein König gesagt und angefügt hat?
519 Mein König, [ ... ], ... Nachkomme Enlils,
520 ... mit [Himmel und Er]de verwachsen,
521 „. ist es, [was .„ an den Himmel] „. grenzt.
522 Wenn es [.„] „. steht,
523 erstrahlt er im [Königspriestertu]m und Herrscheramt.
524 Enmerkara, der Sohn Utus, hat mir den Ton mitgegeben.
525 Nachdem du, Herr von Arata, den Ton betrachtet und den Inhalt der Worte erfahren hast,
526 und wenn du das, was du mir sagen möchtest, mitgeteilt hast,
527 dann will ich ihm, der [erzeu]gt wurde, als der glanzbärtige (Utu) herabgestiegen ist,
528 den seine mächtige Kuh auf dem 'Berg der unberührten Kräfte' geboren hat,
529 der auf dem Boden von Uruk großgezogen worden ist,
530 der vom Euter der getreuen Kuh Milch getrunken hat,
531 der für das Königspriestertum in Kulaba, dem 'Berg der großen Kräfte', geschaffen ist,
532 Enmerkara, dem Sohn Utus,
533 über diese Angelegenheit im Heiligtum Eana angenehme Worte berichten.
534 In seinem Gepar, das Früchte trägt wie ein junger mes-Baum,
535 will ich meinem Gebieter, dem Herrn von Kulaba, (deine Antwort) wiederholen."
536 Kaum hatte er zu Ende gesprochen, 
537 nahm der Herr von Arata vom Boten
538 den Ton (Enmerkaras), auf dem alles festgehalten worden war, in Empfang.
539 Der Herr von Arata blickte auf den Ton.
540 Damals war (dies Enmerkaras) Forderung, es war eine wütende Willensäußerung,
541 (doch) der Herr von Arata starrte (nur lange) auf seinen Ton, auf dem alles festgehalten worden war.

542-576: Überleitung 2: Ishkur bringt Regen; Ursprung Aratas
542 In dem Moment lenkte der Herr, der für die Priesterkrone geschaffen ist, der Sohn Enlils,
543 Ishkur, der im Himmel und auf der Erde laut brüllt,
544 der hereinbrechende Sturm, der große Löwendrache von Himmel und Erde „., seinen Schritt dorthin,
545 (woraufhin) sämtliche Bergländer [„.] bebten
546 und das Gebirge [„.] vor ihm erzitterte.
547 Nachdem „. auf (Ishkurs) Brust herangetragen worden war,
548 hob er (sein) Haupt im prachtvollen Gebirge.
549 Weizen und auch Hülsenfrüchte, die an Aratas ausgetrockneten Bergflanken,
550 im Inneren des Gebirges, (wie) von selbst gewachsen waren,
551 - der (wie) von selbst wachsende Weizen war für die Lagerung bestimmt
552 breitete man für den Herrn von Arata [aus],
553 im Hof von Arata schüttete man ihn vor seinen Augen hin.
554 Der Stadtherr von Arata betrachtete den Weizen,
555 während der Bote seinen ... Blick auf ihn gerichtet hielt.
556 (Da) sprach der Herr von Arata zum Boten:
557 "(Seht!) Inanna, die Herrin aller Fremdländer, hat die Überlegenheit
558 ihrer Stadt Arata nicht entzogen, sie hat sie nicht Uruk zugesprochen!
559 Dem Lapislazulitempel hat sie sie nicht entzogen, sie hat sie nicht dem Heiligtum Eana zugesprochen!
560 Dem 'Berg der unberührten Kräfte' hat sie sie nicht entzogen, sie hat sie nicht dem Ziegelwerk Kulabas zugesprochen!
561 Dem geschmückten Bett hat sie sie nicht entzogen, sie hat sie nicht dem nach Blumen (duftenden) Bett zugesprochen!
562 (Auch) dem Herrn, der ihren reinen Hände (gehört), hat sie sie nicht entzogen, sie hat sie nicht dem Herrn von Uruk, dem Herrn von Kulaba zugesprochen!"
563 - (Ihr müsst wissen:) Aratas rechte und linke Seite
564 umgibt Innana, die Herrin aller Fremdländer,
565 für ihn (nur mehr) wie eine riesige, hervorquellende Wassermasse.
566 Die Bevölkerung (Aratas) sind Leute, die aus (der gesamten) Menschheit auserwählt worden sind,
567 und die Dumuzi aus den anderen herausragen ließ;
568 sie sind es, die das Wort der glanzvollen Inanna fest verankerten.
569 (Ihr Herr,) der Urigigala, der im Tempel geborene Diener Dumuzis,
570 ... ... [ ... ]; [ ... ]
571 sie waren es, die in [ ... ] der Sintflut standen.
572 Nachdem die Sintflut (über die Stadt) hinweggeschleift war,
573 hatte Inanna, die Herrin aller Fremdländer,
574 (die Bevölkerung Aratas) wegen (ihrer) großen Liebe zu Dumuzi
575 mit dem Lebenswasser besprengt
576 und ihnen das Land (Sumer) untertan gemacht.

577-637: Schluss: Vereinigung von Innana und Enmerkara, Urteil
578 Als (nun) der Urigigala kam, bedeckte die bunte Königskappe seinen Schädel,
579 und er hatte sich das Fell und die Sehnen eines Löwen umgebunden.
560 Indem er[ ...]  erhob, .. er den Königspriester
561 und sprach (zu/über sich) se[lbst ... ].
582 [ ... ] ... schlug er ... .
583 Als [Inanna kam],
584 [ ... ] ... [ ... ] ... '
585 ihr Lied gefiel Amaus[umgalana],
586 (und so) hat sie, die glanzvolle Gattin, die ... [ ... ] des Dumuzi, seit diesem Tag
587 (das Lied) vor ihm vollendet, gesungen und die Worte bekannt gemacht.
588 Als (schließlich) die alte, weise Frau(, Nisaba) zum 'Berg der unberührten Kräfte' kam,
589 trat (Inanna) vor ihr wie eine heiratsfähige junge Frau heraus.
590 Sie hatte auf ihre Lider Kohl aufgetragen
591 und ein weißes [ ... ] an die Seite gebunden,
592 (leuchtend) wie das Mondlicht kam sie mit der rechtmäßigen [Krone?] hervor.
593 [Enme]rkara, der geradewegs auf sie zugegangen war,
594 ihren [Gatten], Enmerkara, hat man mit ihr auf dem Thron Platz nehmen lassen.
595 Als sie ... [ ... ] emporgehoben hatte,
596 vermehrten sich für Arata die Mutterschafe mit ihren Lämmern,
597 es vermehrten sich Ziegen und Zicklein,
598 Kühe und Kälber;
599 auch die Eselinnen und die schwarzen ... Fohlen vermehrten sich für Arata.
600 Das ist es, was (Inanna damals) in Arata [ ... ]in (Enmerkaras) Gegenwart bestimmt hat:
601 "[ ... ]soll aufgehäuft und zusammengetragen werden,
602 [ ... ]in deinem ... , dein Überfluss."
603 Nachdem sie den Herrn von Arata [ ... ]hatte machen lassen,
604 war[ ... ] ... im Bergland[ .. .].
605 Er ... dort mit [ ... ] ....
606 [ ... ]ist vor ... hervorgekommen,
607 [ ... ] ... für ... .
608 [ ... ] ... [ ... ] .. .
609 [ ... ] ... [ ... ] .. .
610 [ ... ] .. .
611 "[ ... ] ... [ ... zur] Zierde[ ... gereich]en,
612 [ ... ] ... fröhliche Musik[ ... ] ... .
613 In ... [ ... ] dein Überfluss ... [ ... ].
614 [Vater] Enlil hat es dir geschenkt, bis[ ... ] soll (dies) bekannt sein!"
615 - In[ ... ] waren die Felder?! nicht üppig gewesen und bewässert worden,
616 (doch) En[lil], [der Vater] aller Fremdländer hatte ....
617 Sobald (jedem seine) Aufgabe zugewiesen worden war,
618 bereitete die Bevölkerung von Arata
619 (alles) vor, um Gold, Edelmetall und [Lapisla]zuli auszutauschen
620 Die Menschen, welche (gewöhnlich) Früchte von Bäumen neben (künstliche) Früchte aus Gold stellen,
621 breiteten (nun), nachdem sie Feigen in ihrem Wein wie ... in großen Mengen auf gehäuft hatten,
622 an der Basis (dieses Haufens) den hellen Lapislazuli aus,
623 an seiner Spitze reichten sie Metallklumpen hinüber.
624 Für Inanna, die Herrin des Eana,
625 werden sie (all das) im Hof des Eana auftürmen.
626 "Mein König! Komm! Ich will dir einen Rat geben, und du sollst meinen Rat annehmen.
627 Ich will dir ein Wort sagen, und du sollst darauf achten.
628 Wenn das Volk ... aller Bergländer ernannt hat,
629 [ ... ] ... Arata [ ... ],
629a [. ..] 
630 und (dann) werden sie sagen 'Wohin ist [die Herri]n aufgebrochen?'
631 Wenn ich von hier fortgehe,
632 hat sie, die strahlende Herrin, mir meinen König gegeben.
633 Gestina[na ... ]
634 in dieser Stadt ... [ ... ].
635 Ein Fest/Lied ... nicht[ .. .].
636 Täglich ... [ ... ]."
637 [Nisaba sei Preis!]

Übersetzung: aus "Enmerkara und der Herr von Arata: Ein ungleicher Wettstreit"von Mittermayer, Catherine



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